Gedanken einer Mama

Hier möchte ich immer mal  wieder meine Gedanken aufschreiben. Die Dinge, die mir Nacht´s wenn ich nicht  schlafen kann, durch den Kopf gehen.
    
7.1.2008
Ich hab in der ganzen  Zeit von Mika-Levin´s Erkrankung sehr oft an mir und meiner Kraft gezweifelt.  Ich wusste oft nicht woher ich noch die Kraft nehmen soll, dass alles weiter  durchzustehen. Ich hab in manchen Phasen einfach nur funktioniert. Am Anfang  hat mich die Frage nach den "Warum" innerlich zerfressen. Ich hab  mich gefragt warum Mika-Levin. Warum Wir. Was haben wir verbrochen. Ich hab  in der gesamten Schwangerschaft mit Mika-Levin nicht gearbeitet, nicht  geraucht, keinen Alkohol getrunken und trotzdem ist er so krank. Ich hab mir  die Schuld an Mika-Levin´s Erkrankung gegeben.
Heute weiß ich, dass das  alles keinen Sinn macht. Ich hab keine Schuld an seinem Hirntumor. Es wird  mir NIE jemand das "Warum" beantworten. Damit hab ich mich Heute  abgefunden. Dazu brauchte ich aber auch einige Zeit.
Aber auch Heute hab ich  zwischendurch immer wieder ein tiefes Loch in das ich falle. Aber der  Kampfgeist von unserem Mika-Levin und die Liebe von meinem Mann Sirko holen  mich da immer wieder raus.
Das letzte tiefe Loch  hatte ich nach der Fehlgeburt im Juli 2007. Ich hab mich gefragt was ich nur  falsch mache. Ich hab Mika-Levin ein Leben geschenkt, dass er bis Heute nicht  wirklich genießen konnte. Dem zweiten Kind, das unter meinem Herzen wuchs, konnte  ich gleich gar kein "Leben" schenken. Auch hier hat mich wieder die  Frage nach dem "Warum" zerfressen. Ich wünsche mir nicht´s  sehnlicher als das mein Mika-Levin gesund wird und ein gesundes  Geschwisterchen bekommt. Seit ich Mika-Levin hab, weiß ich, dass es alles  andere als selbstverständlich ist, ein gesundes Kind zu bekommen. Trotzdem  musste ich es nochmal erfahren, dass nicht jede Schwangerschaft mit einem  gesunden Kind im Arm endet.
Es stimmt mich jedesmal  traurig und wütend, wenn ich in den Medien wieder höre, dass ein Kind leiden  oder sogar sterben musste, nur weil es nicht gewollt war. Ich kann so was  nicht verstehen.
Wir Eltern von  "besonderen Kindern" kämpfen jeden Tag um das Leben unserer Kinder  und andere wissen nicht, was sie für ein unschätzbares Glück haben mit ihren  gesunden Kindern.
Ich muss sehr oft  schmerzlich begreifen, das die Welt keine rosaroten Wolken trägt. Aber ich  bin auch sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich mit 24 Jahren schon machen  durfte bzw. musste. Ich hab sehr viel aus der Situation gelernt und denke  Heute anderst. Die Erkrankung von Mika-Levin hat mich reifen lassen und mir  die Welt von einer anderen Seite gezeigt.
Ich werde meine Gedanken  an einem anderen Tag weiter schreiben. Für Heute ist es genug.
    
 19.2.2009
 Heute will ich mal wieder  was zu meinen Gedanken und Gefühlen schreiben.
Ich bin froh, dass das  schwere Kapitel Chemotherapie nun endlich hinter uns liegt. Seit es unserem  großen Schatz Mika-Levin so gut geht, hänge ich ganz schön im Seil. Man hat  wieder Zeit, auf den eigenen Körper und die Seele zu hören und finden  unglaubliche Dinge. Es kommen plötzlich sehr starke Ängste ans Licht, die man  jetzt eigentlich nicht mehr zu haben brauch. Ich habe starke Angst um  Mika-Levin, seinen kleinen Bruder Lewis-Kilian, meine Ehe und die finanzielle  Sicherheit. Alles völlig unbegründet, dennoch bekomme ich die Ängste nicht in  den Griff. Ich hab, sicher auch durch die psychische und physische Belastung  der Erkrankung von Mika-Levin nun einen ordenlichen Dämpfer von meinem Körper  erhalten. Ich hab Kollagenose, Weichteilrheuma. Ich hab das Gefühl, leer,  ausgebrannt und völlig kraftlos zu sein. An manchen Tagen weiß ich nicht, wo  mir der Kopf steht und ich könnte mich in eine Ecke setzten und weinen, ganz  grundlos. Ich merke das die letzten 4 Jahre Kampf um das Leben von Mika-Levin  nicht so einfach und spurlos an mir vorbei gegangen sind, wie ich dachte.  Meine Kraft ist am Ende und ich hoffe, dass ich nie mehr so viel Kraft  aufbringen muß und Mika-Levin nie mehr durch so eine schwere Zeit muß.
    
30.1.2010
 Heute muss ich meinem  ganzen Ärger, Gefühl und Stress Luft machen und wo geht das besser als hier!?
Ich hab mal wieder eine  Zeit hinter mir, die mir ganz schmerzlich zeigte, was es heißt ein krankes  Kind zu haben. Ich begann im Dezember schon damit, eine erneute Reha für die  ganze Familie zu planen und organisieren. Ich setzte mich mit der  Krankankasse in Verbindung, um Unterlagen zu bekommen, die ich für eine Reha  brauchte. Direkt beim ersten Telefonat ahnte ich, dass es gar nicht leicht  werden würde, aber ich ahnte bei weitem nicht die ganzen Dinge, die mich in  den folgenden Wochen ereilen sollten. Man sagte mir ich solle ein formloses  Schreiben aufsetzte, die Befürwortung der Klinik beifügen und zur Kasse schicken.  Ich hab dies alles erledigt und gleich einen Tag später persönlich bei der  Kasse in den Briefkasten gesteckt. Zwei Wochen später bekam ich ein Schreiben  mit der bitte, dies von umserer Klinik ausfüllen zu lassen und zurück zu  schicken. In dem Schreiben war auch gleich vermerkt, dass es ein neues Gesetz  gäbe, dass sicherstellt, das jeder Patient nur eine solche Reha in seinem  LEBEN bezahlt bekommen würde. Mich traf das wie ein Schlag. Zum einen teilte  man mir mit, dass es keinen entsprechenden Antrag gab, ich solle ein  formloses Schreiben schicken und nun lag der Antrag vor mit und zum anderen  hieß das ja, dass Mika-Levin nie wieder so eine Reha zustand. Ich setzte mich  mit den entsprechenden Stellen in Verbindung, an denen ich immer sichere und  zuverlässige Informationen zu diesem Thema bekam. Es stellte sich raus, dass  dieses Gesetz lediglich eine Verfahrensabsprache sei, die sicherstellt, dass  jede Familie anrecht AUF EINE Reha hat. Nich das jede Familie anrecht auf NUR  EINE Reha hat. Ich lies den Antrag ausfüllen, fügte die Verfahrensabsprache  als Kopie bei und gab den Umschlag wieder bei der Kasse ab. Das Telefonat was  eine Woche später erfolgte, was der Gipfel vom Eisberg. Meine ganzen  Unterlagen, WEG. Lediglich der Vermerk im PC, dass ich einen Antrag bestellt  hätte. Sämtliche Unterlagen, Telefonate und Berichte, NICHTS war mehr da.  Daraufhin hab ich entschlossen die Kasse zu wechseln. Ab 1.4.2010 werden wir  bei einer anderen Kasse versichert sein. Nun wollen wir am Mittwoch den  2.3.2010 für 4 Wochen zur Reha fahren und haben bis Heute keine  Kostenübernahme.
 Ich habe keine Kraft mehr  mich ständig mit Menschen und Gesetzen und Paragraphen auseinander zu setzten  die einem zusätzlich Steine in den Weg legen. Als Eltern eines kranken Kindes  kämpft man sich durch die Krankheit, durch die Klinik, durch die  Nebenwirkungen, durch/gegen die eigene Angst,durch die psychologischen  Probleme vom betroffenen Kind und den Geschwistern und muss dann, wenn man  glaubt alles gut überstanden zu haben, noch gegen den DEUTSCHEN STAAT und  seine besch...... Gestzte und Paragraphen kämpfen. Ich habe es so satt, dass  man hier nur was bekommt wenn man mit alles Kraft durchsetzt was man möchte.  Als Mama und Papa eines kranken Kindes hat man diese Kraft einfach nicht.  Viele Mama´s und Papa´s geben dann einfach auf, fahren auf eigene Kosten in  den Urlaub um wieder als Familie zusammen zu wachen. Die Familien, die dieses  Geld nicht haben (zu denenen wir leider gehören) MÜSSEN entweder gegen den  Staat kämpfen oder ganz alleine mit ihren Sorgen fertig werden. Das ist nur  ein Beispiel davon, was ich in den mittlerweile 5 Jahren Kampf mit unserer  Kasse und den zuständigen Behörden (Behindertenausweis, Fahrkostenübernahme,  Medikamentengeld......) erlebt und durchgekämpft habe. Es funktioniert immer  erst reibungslos wenn man mit den Medien droht.
ICH FINDE DAS EINFACH  SCHEISSE!!!!! Soviel von meiner Seite dazu.
Wie es momentan  Gefühlsmäßig in mir aussieht, brauch ich sicher nicht weiter zu erläutern.  Ich bin mal wieder an dem Punkt, an dem ich mich frage WARUM!!?? Es zerfrisst  mich, macht mich traurig, ängstlich, wütend und unglaubliche Schmerzen  psychisch wie physisch
    
  

        


 

    

 

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